Gründung Gemeinschaftsgremium „Digitaler Produktpass“

Der digitale Produktpass (DPP, englisch Digital Product Passport) ist die Zukunft der EU-Kennzeichnungsvorschriften. In früheren Artikeln berichteten wir bereits über die Verankerung in der neuen EU-Batterieverordnung und über den Entwurf der neuen Spielzeugverordnung. Auch der Entwurf für die neue Ökodesignverordnung für nachhaltige Produkte sieht die Einführung eines DPPs vor. Um die Vorgaben auch in Deutschland in harmonisierte Normen umzusetzen, gründeten DIN (Deutsches Institut für Normung) und DKE (Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik) am 11. Juli 2023 den Gemeinschaftsausschuss „Digitaler Produktpass“.

Funktion des digitalen Produktpasses

Die Neuerung begründet sich in der Komplexität des heutigen, internationalen Handels und der steigenden Bedeutung von nachhaltiger Produktion für Verbraucher wie Investoren. Beides benötigt eine bessere Transparenz von Produktdaten. Vor dem Hintergrund des Green Deals der EU sind Hersteller und Importeure besonders auf Angaben über Herstellung, Verwendung und Entsorgung von Produkten und Teilprodukten angewiesen. Nur mit diesen Angaben sind eine nachhaltige Produktion und der Aufbau einer Kreislaufwirtschaft möglich.

Der DPP macht sämtliche Produktinformationen für alle Akteure innerhalb der Wertschöpfungskette zugänglich. Neben Produktname und -produzent, Eigenschaften und Herstellungsort sind zukünftig auch die verwendeten Rohstoffe ihre Recyclingmöglichkeiten, die Konformitätserklärungen, Risikoanalyse, Betriebsanleitungen sowie umweltbezogene und soziale Indikatoren wie CO2-Fußabdruck oder Einhaltung des Lieferkettengesetzes einsehbar. Damit ist der DPP grundlegend für die Entwicklung einer grünen und digitalen EU-Wirtschaft.

Zusammenarbeit Normungsausschüsse und Gesetzgeber

Angesichts dieser Menge an Daten und Marktteilnehmern müssen die Interaktion und ein reibungsloser Informationsfluss gegeben sein. Normen und Standards sind hier der entscheidende Faktor. Sie unterstützen die Entwicklung des Digitalen Produktpasses und seines Ökosystems und bilden einen wesentlichen Faktor für den Erfolg der exportorientierten Wirtschaft, da sie eine nationale und internationale Anschlussfähigkeit des DPP-Systems sicherstellen.

Um den von der EU-Kommission geschaffenen Gesetzesrahmen zu konkretisieren, wurden die europäischen Normungsorganisationen CEN und CENELEC im Mai 2023 aufgefordert, harmonisierte Europäische Normen zum System des Digitalen Produktpasses (hEN) zu entwickeln. Infolge dessen haben CEN und CENELEC ein „Joint Technical Committee Digital Product Passport“ vorgeschlagen. Der Ausschuss soll praxisorientierte und flexible Normen schaffen. Diese könnten grundlegend für den Batteriepass und andere Produktgruppen wie Elektrogeräte, Textilien, Möbel, Stahl, Zement oder Chemikalien sein.

Gründung DIN DKE-Gemeinschaftsgremium

Um die Arbeit des Joint Technical Committees national zu spiegeln und deutsche Interessen im Ausschuss zu vertreten, haben DIN und DKE, wie eingangs erwähnt, den Gemeinschaftsausschuss „Digitaler Produktpass“ gegründet. An der Gründungssitzung nahmen rund 300 Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, öffentlicher Hand und Zivilgesellschaft teil.

Die vielen verschiedenen motivations-, system- und sektorspezifischen Anforderungen machen die Einbindung diverser Normungsausschüsse und Komitees notwendig. Darüber hinaus rufen DIN und DKE interessierte Stakeholder aus allen Branchen und Fachdisziplinen auf, sich an dem Normungsprozess zu beteiligen. Denn nur so können den Interessen aller deutschen Stakeholder bestmöglich Geltung verschafft werden.

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Links und Quellen