IECQ-Systeme gegen Greenwashing bei Elektronik
Das Umweltbewusstsein von Kunden steigt, ob bei Ernährung, Elektronik oder Eigenheim. Oft nehmen sie für nachhaltige Produkte sogar höhere Kosten in Kauf. Jedoch können sie nicht beurteilen, ob Produkte tatsächlich so „nachhaltig“, „umweltfreundlich“ oder auch „gut für die Umwelt“ sind, wie sie angepriesen werden. Für Elektrogeräte stellt der IEC unabhängige und damit verlässliche Systeme zur Nachhaltigkeitsbewertung zur Verfügung.
Legitime Zertifikation durch IECQ-Systeme
Seit eine umweltfreundliche und faire Produktion einen Wettbewerbsvorteil bedeutet, gibt es immer wieder schwarze Schafe, die täuschende oder irreführende oder schlichtweg falsche Werbeaussagen machen. Diese Praxis des „Greenwashings“ ist inzwischen allgemein bekannt, weshalb Kunden genauer auf die Legitimität von Nachhaltigkeits-Zertifikaten achten, da sie die Aussagen der Unternehmen und Organisationen andernfalls kaum überprüfen können.
Für die Verbraucherelektronik liefert die IEC (International Electrotechnical Commission) Konformitätsbewertungssysteme, um Nachhaltigkeitsangaben von Unternehmen zu messen und zu verifizieren. Besonders wichtig ist dabei, dass die Bewertung von unabhängigen Dritten durchgeführt wird, um ein unvoreingenommenes Ergebnis zu garantieren.
Das IECQ (IEC Zertifizierungs- und Zulassungssystem für elektronische Bauteile) ist ein weltweit anerkanntes Zulassungs- und Zertifizierungssystem, das zur Überwachung und Kontrolle von Fertigungslieferketten genutzt wird. Zwei dieser IECQ-Systeme sind der „IECQ QC 080000 Hazardous Substance Process Management Scheme“ (HSPM) und der „Eco Design Approved Process Scheme“.
Das HSPM-System
Das HSPM-System regelt die Implementierung und Aufrechterhaltung schadstofffreier Produkte und Herstellprozesse zur Herstellung und zum Vertrieb von schadstofffreien, elektronischen Komponenten. Lieferanten können nachweisen, dass ihre elektrischen und elektronischen Komponenten und Baugruppen bestimmte lokale, nationale und internationale Anforderungen an die Gefahrstofffreiheit entsprechen.
Das System beruht auf der internationalen Norm für Qualitätsmanagementsysteme ISO 9001 und orientiert sich an Umweltschutzrichtlinien wie den Nutzungsbeschränkungen von gefährlichen Stoffen aus der RoHS-Richtlinie 2011/65/EU und der Waste Electrical and Electronic Equipment (WEEE). Das HSPM-System ist so aufgebaut, dass es sich problemlos in andere auf ISO 9001 basierende Managementsysteme implementieren lässt und hilft Unternehmen, gefährliche Stoffe in ihren Produkten zu minimieren oder komplett zu entfernen.
Der Eco Design Approved Process Scheme
2022 wurde vom Technischen Komitee IEC/TC 111 die internationale Norm IEC 62430 für Umweltbewusstes Gestalten (Environmentally Conscious Design, ECD) erarbeitet. Das Technische Komitee befasst sich mit der umweltbezogenen Normung für elektrische und elektronische Produkte und Systeme. Das IECQ- System Eco Design Approved Process Scheme überprüft die Einhaltung der Norm-Vorgaben.
Ziel von Ökodesign ist die Herstellung von Produkten, die sowohl funktional als auch umweltverträglich sind. Dabei wird der gesamte Lebenszyklus eines Produkts betrachtet und Faktoren wie Energieeffizienz, Ressourcennutzung, Abfallvermeidung und Toxizität miteinbezogen. IEC 62430 hilft Unternehmen der Elektroindustrie, Ökodesign als Bestandteil von Gestaltung und Entwicklung zu etablieren, zu implementieren und aufrechtzuerhalten.
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Links und Quellen
VDE.com: Wie Zertifizierung durch unabhängige Dritte Greenwashing entgegenwirkt: https://www.dke.de/de/normen-standards/politik-recht-strategie/news/zertifizierung-durch-dritte-wirkt-greenwashing-entgegen, 25.09.2023
Tuvsud.com: IECQ QC 080000: https://www.tuvsud.com/en/services/auditing-and-system-certification/iecq-qc-080000-hazardous-substance, 25.09.2023