Agritechnica: Normungsroadmap Smart Farming vorgestellt

2018 machte die damalige Bildungsministerin Anja Karliczek mit der Äußerung auf sich aufmerksam, dass „5G nicht an jeder Milchkanne notwendig“ sei. Spätestens die Agritechnica 2023 sollte sie umgestimmt haben. Auch in der Landwirtschaft ist die Digitalisierung die Zukunft. Aus diesem Grund stellten ISO und DIN die Normungsroadmap Smart Farming vor.

Hightech auf dem Acker

Wie in allen Branchen ermöglichen die Digitalisierung und Automatisierung effizientere und präzisere Arbeitsabläufe. Sensoren messen die Bodenbeschaffenheit, steuern die Bewässerung und kontrollieren Pflanzenbestände auf Mangelerscheinungen und Krankheiten. Autonom arbeitende Agrarroboter (Agribots) können rund um die Uhr säen, düngen, hacken und ernten, während Drohnen aus der Luft auf schwer zugängliche Ackerflächen Pflanzenschutzmittel ausbringen oder mit hochauflösenden Kameras das Pflanzenwachstum und Viehherden überwachen oder versteckte Rehkitze auf Wiesen aufspüren. In der Verwaltung helfen Farm-Management-Systeme Landwirte bei der Datenauswertung, dem Ausfüllen von Anträgen auf Fördergelder und betriebsspezifischen Analysen.

Auch die Umwelt profitiert von dem technischen Fortschritt. Die Erträge auf bestehenden Anbauflächen lassen sich steigern, weshalb kein zusätzliches Ackerland erschlossen werden muss. Der punktgenaue und gezielte Einsatz reduziert die Mengen an Dünger und Pflanzenschutzmitteln, die in die Natur gelangen.

Vor- und nachgelagerte Wirtschaftsakteure wie Versorger und Händler können sich mit den Landwirten leichter digital verknüpfen. Daten-, Waren- und Stoffströme lassen sich zusammenführen und optimieren. Dazu sind sämtliche Akteure entlang der gesamten Wertschöpfungskette jedoch nicht nur auf eine flächendeckende und leistungsfähige Mobilfunkversorgung angewiesen, sondern auch auf Normen und Standards, die einen einheitlichen und sicheren Austausch ermöglichen.

Normungsroadmap für eine Landwirtschaft 4.0

Mit der Normungsroadmap Smart Farming definiert die ISO in Zusammenarbeit mit dem DIN international einsetzbare Schnittstellen und einheitliche Datenformate für eine funktionierende Interoperabilität der gesamten Agrar- und Lebensmittelwertschöpfungskette. Die 150 an der Erstellung beteiligten Experten aus 20 Nationen haben bestehende Bedürfnisse und die zukünftige Richtung der Normentwicklung analysiert. Bezogen auf die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDG´s) wurden außerdem die Themenfelder Pflanzenbau, Viehzucht, urbane Landwirtschaft, Begrifflichkeiten und Semantik, soziale Aspekte, Lieferkette, Erstausrüster, Klimaanpassung und Umwelt sowie Daten genauer untersucht.

Die empfohlenen Normungs- und Strukturprojekte, die ISO und DIN auf der weltweit führenden Landwirtschaftsmesse vorstellten, sollen in den kommenden Jahren einheitliche Begriffe und grundlegende Anforderungen an datengestützte Systeme erarbeiten, um die internationale Zusammenarbeit sicherzustellen. Die Entwicklung von standardisierten Datentypen und ein landwirtschaftliches Datentypregister sollen den Datenaustausch erleichtern und Informationen besser zugänglich machen.

Neues Komitee für Smart Farming

Damit die von der Roadmap identifizierten Bedarfe auch umgesetzt werden, soll im April 2024 das Technische Komitee „Datengetriebene Agrar- und Lebensmittelsysteme“ (ISO/TC 347) bei der ISO die Arbeit aufnehmen. Unter der Leitung der US-amerikanischen Standardisierungsorganisation ANSI und der DIN können alle nationalen Normungsorganisationen der ISO ihre Interessen einbringen.

 

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Links und Quellen

Agritechnica: Smart Farming: https://www.agritechnica.com/de/programm/news/smart-farming, 23.11.2023

DIN: Normung unterstützt die Vernetzung von Agrar- und Lebensmittelsystemen: https://www.din.de/de/din-und-seine-partner/presse/mitteilungen/normung-unterstuetzt-die-vernetzung-von-agrar-und-lebensmittelsystemen-977978, 23.11.2023

DIN: Neue Strukturen für datengetriebene Agrar- und Lebensmittelsysteme: https://www.din.de/de/forschung-und-innovation/themen/smart-farming/neue-strukturen-fuer-datengetriebene-agrar-und-lebensmittelsysteme, 23.11.2023