Fördern Sie attraktive Führungspositionen in Ihrem Unternehmen
Lange war die Beförderung der Meilenstein im Arbeitsleben. Sie belohnte Ehrgeiz und Fachwissen mit mehr Verantwortung, mehr Gehalt und mehr Einfluss. Warum also haben so viele Unternehmen heute Probleme, neue Führungskräfte zu finden?
Bei einer Umfrage des Netzwerks zur Förderung eines ausgewogenen Geschlechterverhältnisses in Führungspositionen über Karrierewünsche im Jahr 2024 gaben nur 27 % der Befragten an, sie planten im Arbeitsleben eine Führungsrolle zu übernehmen. Dies ist der niedrigste Wert seit Start der Studienreihe im Jahr 2018. Wer den Vorwurf äußern möchte, dass die jungen Generationen zu faul geworden seien, der irrt, die Hintergründe sind deutlich komplexer. Sie zu verstehen, zeigt Ihrem Unternehmen den Weg vor, eigene Führungspositionen attraktiver machen zu können.
Das mittlere Management steht zwischen allen Stühlen
Führungskräfte erhalten Druck von beiden Seiten. Auf der einen steht die Geschäftsführung, die erwartet, dass die Interessen des Unternehmens durchgesetzt, Erfolge erzielt und neue Vorgaben umgesetzt werden. Auf der anderen die Mitarbeitenden, die erwarten, dass die Organisation läuft, Freiräume gewahrt bleiben und Konflikte mit der Geschäftsführung gelöst werden. Das hat zur Folge, dass Führungskräfte das Fachwissen und die Qualitäten, für die sie eigentlich befördert wurden, gar nicht mehr nutzen können, sondern in eine Moderatorenrolle geraten. Gute Fachkräfte geben nicht zwangsläufig gute Manager ab.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Führungskräfte in ihrer neuen Position kaum Unterstützung erfahren. Das Chartered Management Institute (CMI) fand heraus, dass 82 % aller Führungskräfte in Großbritannien nie eine formale Ausbildung in Führung und Management erhielten. Die Folge sind massive Überforderung, Unsicherheit und oft ein Rückzug ins Micromanagement.
Die flexiblen Arbeitsmodelle wie Homeoffice, hybride Teams und asynchrone Zusammenarbeit, die sich während der Coronapandemie etablierten, verstärken das Problem weiter. Denn nun müssen die Führungskräfte auch noch Zugehörigkeit und Motivation ohne einen gemeinsamen Raum schaffen.
Stress schadet Führungskräften und Unternehmen
Zu der gestiegenen Arbeitsbelastung kommen auch noch psychische Stressfaktoren. Oft sollen Führungskräfte rund um die Uhr erreichbar sein. Darüber hinaus halten viele Führungskräfte ihre Überforderung geheim, um keine Schwäche zu zeigen. Immerhin wollen sie nicht als ungeeignet für die neue Position gelten. Sollen sie rund um die Uhr erreichbar zu sein, entfällt auch die Freizeit als für sie wichtiger Erholungsraum. Ein höheres Gehalt reicht bei weitem nicht aus, um die Nachteile aufzuwiegen.
Der ständige Stress kann ernste Folgen für die körperliche und geistige Gesundheit haben. Doch auch in milderen Fällen kann die Motivation der Führungskräfte leiden. Das wiederum beeinflusst die Motivation der Mitarbeitenden negativ. Die Arbeitsbereitschaft sinkt und damit die Arbeitsleistung. Eine überforderte Führungskraft ist also nicht nur aus menschlicher, sondern auch wirtschaftlicher Sicht nicht hinnehmbar. Wie aber kann Ihr Unternehmen seine Mitarbeitenden für Führungspositionen begeistern und die Stressfaktoren abbauen?
Führungspositionen attraktiver machen mit Fürsorge
Will Ihr Unternehmen Führungspositionen attraktiver machen und neue Führungskräfte langfristig halten, bauen Sie ein System zur Unterstützung auf. Dafür muss die Geschäftsführung klare Zuständigkeiten verteilen und realistische Zielvorgaben und Prioritäten setzen, um Führung und operative Aufgaben klar voneinander zu trennen. Zusätzlich sollten Führungskräfte mit Coachings durch externe Trainer oder Mentoren-Programme durch ältere Mitarbeitende fachlich unterstützt werden. Auch sollten der Austausch und die Beratung der Führungskräfte untereinander (Peer-Meetings) gefördert werden.
Die gewonnene Stabilität erlaubt Führungskräften, sich auf ihre Kernrolle zu konzentrieren. Die psychische und physische Belastung sinkt. Die entgegengebrachte Wertschätzung motiviert die Führungskräfte zusätzlich. Diesen Antrieb geben sie direkt an die anderen Mitarbeitenden weiter und kurbeln so die Produktivität an.
Eine neue Führungskraft ins kalte Wasser zu werfen, mag also kurzfristig einfacher und günstiger erscheinen. Wie sich zeigt, entstehen daraus jedoch mittel- und langfristige Probleme, die den ganzen Geschäftsbetrieb schädigen können. Von einer gezielten Unterstützung hingegen profitiert das ganze Unternehmen.
Quellen
- Arbeits-ABC: Manager am Limit: Führung war noch nie so unattraktiv: https://arbeits-abc.de/manager-am-limit-fuehrungskraefte-ueberfordert/, 05.06.2025
- Manager Magazin: Kaum jemand will noch Chef werden: https://www.manager-magazin.de/hbm/fuehrung/umfrageergebnis-kaum-jemand-will-noch-chef-werden-a-7df7dfb7-b067-4722-88bd-85be49106389, 05.06.2025